Ur- und Frühgeschichte

Vorwort

Hier werden diverse Spuren aus der Frühgeschichte in und um Voremberg dargestellt.
Die genauen Ortsangaben wurden bewußt weggelassen, um einem "wilden Suchen" keinen Vorschub zu leisten.
Von mir aufgesuchte Objekte werden nur vermessen und fotografiert. Ich belasse alles in seinem Zustand.
Leider habe ich dabei auch schon Raubgrabungen feststellen müssen.
Bitte machen sie so etwas nicht. Das schadet nur unserer Geschichte.
Finden sie etwas, so berühren sie es nach Möglichkeit nicht und lassen es an Ort und Stelle liegen.
Benachrichtigen sie die zustaündige Behörde für Denkmalschutz.
Selbst die Lage eines Fundstückes kann von Bedeutung sein.
Haben Sie bereits Fundstücke in Ihrem Besitz, so melden Sie diese bitte auch oder schicken mir eine kurze Mail.

Dieser Teil der Geschichte hat mich besonders gefesselt. Vieles ist vollkommen unerforscht und liegt in der Erde verborgen. Allein die Fachliteratur gibt manchmal nur vage und manchmal auch sehr konkrete Hinweise. Ich habe nicht schlecht gestaunt, was alles in und um Voremberg vom Ursprung der Geschichte des Dorfes zu finden ist.

Hellweg

Die alten Heer- und Handelswege führten zum Teil den Namen Hellweg. So eine uralte Verkehrsführung soll durch Voremberg geführt haben. Unser Hellweg führte von Paderborn durch den Paß von Horn und durch das Emmerthal zur Weser. Bei Latferde wurde die Weser überquert. Der Weg führte dann über den Bückeberg, südlich an Hastenbeck vorbei und dann unterhalb der Obensburg über den Paß von Voremberg nach Coppenbrügge. Dort vereinigte er sich mit einem von Minden kommenden Hellwege, welcher in etwa entlang der heutigen Bundesstraße 1 verlief.

Funde aus der Altsteinzeit

Die ersten Spuren von Menschen in der hiesigen Gegend ergeben sich aus Funden im Bereich der Weser bei Hameln.
Eines der ältesten Fundstücke befindet sich im Hamelner Museum. Es handelt sich dabei um einen Faustkeil, dessen Alter von Archäologen auf ca. 60.000 Jahre geschätzt wird.

Faustkeil Museum Hameln Faustkeil

In der nordwestlichen Gemarkung von Voremberg wurde ein kleiner Schaber aus Feuerstein gefunden.
Der Gebrauch von Schabern ist bereits für die Altsteinzeit belegt, in welcher sie zum Glätten von Gegenständen aus Holz, Knochen und Geweih sowie zum Bearbeiten von Fellen und Tierhäuten verwendet wurden.

Schaber Gemarkung Voremberg Schaber

Funde aus der Jungsteinzeit

Im Umfeld des vorerwähnten Schabers wurde auch ein Felsgesteinsbeil gefunden.

Felsgesteinsbeil Gemarkung Voremberg felsgesteinsbeil

Das Beil hat eine Länge von ca. 9 cm, eine Breite an der schmalen Seite von ca. 3 cm und an der breiten Seite von ca. 5 cm. Das Gestein konnte ich nicht identifizieren.
Ursprünglich war das Beil an einem Holzstiel aus Esche oder Eiche geschäftet. Das Holz ist im Laufe der Zeit vergangen.

Südlich von Voremberg wurde durch einen Landwirt ein Flachbeil auf dem Acker gefunden.

Flachbeil Gemarkung Voremberg flachbeil

Die Länge beträgt ebenfalls ca. 9 cm, die Breite an der schmalen Seite etwa 3,5 cm und an der breiten Seite ca. 6 cm.

Bronzezeitliche Hügelgräber

An verschiedenen Orten in der hiesigen Gegend wurden Hügelgräber gefunden. Diese Hügelgräber finden sich häufig an den Hellwegen und in der Nähe von Siedlungen.
Eine komplette Übersicht ist in einem Layer der Karte oben dargestellt.

Hastenbeck

Pastor Fein aus Hameln berichtet in einer Niederschrift aus dem Jahre 1750:
bei weiterer Untersuchung eines alten Grabhügels bei Hastenbeck, wie sich denn auch nichts als Sand und kleiner Gries hervor that, als man im Nachgraben auf den wilden Boden kam.
...
Ein alter heidnischer Grabhügel, der dem Vermuthen nach mehr denn 60. Urnen bedekket hatte. Er entdekket sich ... zwischen Hastenbeck und Völkerhausen auf einer geringen Anhöhe, die desfals auf der Karte bemerket ist. Nur das ungünstige Schicksahl hat nicht gewolt, daß dieses Grabmahl ordentlich eröfnet wurde. Dr Pflug hatte die Urnen von Südöstlicher Seite her, wo die Todten-Köpfe am ersten zu finden, schin wer weiß wie lange entblösset und durchwühlet; einigen aber nur den Deckel verlezet. Vor wenig Jahren hatten unwissende Leute angefangen zum Besten des Ackerbaues, aber nicht der Alterthümer, den Hügel, in die nahe gelegene Siecke oder Tiefe, abzuwerfen. Dabei hatte man sich über die vielen gefundenen Urnen gewundert, aber ihrer nicht geschonet, sondern Knochen, Asche und Töpfe samt der Erde in den Abgrund geworfen. Endlich kam der dieses dem Herrn Ober-Hauptmann von Mansberg im Früh-Jahr 1745. zu Ohren, welcher als ein grosser Kenner und Liebhaber der Alterthümer sich ohnverzüglich dahin verfüget, und noch an die 20 Urnen, unter welchen keine unverletzt geblieben, rettete, auch Stücke von Gewehr vorfand. Diese schäzbahren Ueberbleibsel werden nebst andern Seltenheiten der Natur und Kunst zu Grohnde auf dem vortreflichen Bücher-Saale des Herren Ober-Hauptmanns aufbehalten. Das betrübte Schicksal unsers Grabhügels, verdienete wol eine ausführliche Beschreibung, welche dieser Ort nicht zuläßt. Ich zeige die Spuren hier nur an, und liefere den Augen des Lesers auf der Karte ein paar der Urnen nebst den gefundenen Stücken vom Gewehr.

Urnen

Die grosse Urne Buchst. a hat mit Einschliessung des Deckels eine Höhe von 8 1/2 Zoll; Der Durchschnitt über den Deckel beträgt 6 Zoll; in der Mitte 11 1/2 Zoll; und der Fuß hält im Durchschnitt 4 1/2 Zoll. Die kleine gemeiniglich sogenannte Thränen-Urne Buchst. b ist 2 1/2 Zoll hoch, und hat eben in dem grossen Todten-Topfe nahe unter dem Deckel gestanden. In allen Urnen finden sich nebst der Asche kentliche Menschen-Knochen. Sie unterscheiden sich hierdurch von den leeren Urnen, welche ehedessen zu Grohnde (c) bei Verfestigung einer Eis-Grube ans Licht kommen sind. Wie denn auch die Gestalt der Hatenbeckschen Urnen von den Grohndischen unterschieden ist.
...
Ich lasse mich in die weitere Beschreibung des zerstörten Grabhügels nicht ein, bevor eine weitere Untersuchung, die voriges Jahr fruchtlos ablief, angestellet werden. Um aber noch etwas auszuforschen, so würde zweierlei diensam seyn. Einmal, daß die Arbeiter, so den Hügel abgeworfen, genau befraget würden. Zum andern, daß man die Wundschelruthe, wie andere gethan, dabey zu Hülfe nähme.

Diedersen

Ein unerforschtes Hügelgrab befindet sich im Schecken oberhalb der Ortschaft Diedersen.

Hügelgrab Diedersen

Es hat einen Durchmesser von ca. 16 m und eine Höhe von 0,80 m.

Bückeberg

Am Bückeberg sind ebenfalls Hügelgräber vorhanden.
Ein Grab befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen englischen Munitionsdepots.
Ein weiteres liegt östlich davon im Wald.

Am Nordfuß des Berges wurde bei Anlage des Festplatzgeländes zum Erntedankfest ein Urnenfriedhof der älteren römischen Eisenzeit entdeckt. Die Funde wurden an das Stadtmuseum Hameln agegeben. Ein Artikel darüber wurde in der DWZ vom 13.07.1938 durch H. Spanuth veröffentlicht. (Artikel)
Aufgrund des bevorstehenden Erntedankfestes erschien am 01.10.1938 ein weiterer Artikel in der DWZ (Artikel).

Kaiserzeitliche Siedlung bei Hastenbeck

Die Siedlung befand sich an einem alten Hohlweg, der früher die Verbindung von Voremberg nach Tündern und Ohsen herstellte.

In diesem Bereich südlich von Hastenbeck kam es auf mehreren Äckern am Rande eines alten Weserarmes vermehrt zu Streufunden aus der römischen Kaiserzeit, die in das 1. bis 3. Jahrhundert datiert werden können:

Armbrustfibel, Bronze Armbrustfibel Hastenbeck

Die Spirale der gefundenen Armbrustfibel ist abgebrochen. Im Nadelhalter befindet sich der Ansatz einer Kerbe.
Vermutlich handelt es sich um ein germanisches Imitat einer Soldatenfibel.

Denar Denar Hastenbeck

Ein aufgefundener römischer Denar stammt aus der Zeit des Kasiers Trajan (103-111 n. Chr.).

Gebogene Fibel Gebogne Fibel Hastenbeck

Diese auf dem Acker gefundene knieförmig gebogene Fibel besteht ebenfalls aus Bronze. Auch hier ist die Spirale abgebrochen.

Scheibenfibel Scheibenfibel Hastenbeck

Am Rande der bronzenen Scheibenfibel befinden sich Lotreste von der Auflage. Die Spirale ist abgebrochen.

Perlen Perlen Hastenbeck

Diverse durchbohrte Perlen in unterschiedlichen Farben fanden sich auf den Feldern. Sie bestehen wohl aus Glas. Bei der weißen Perle ganz links auf dem Foto konnte das Material nicht bestimmt werden.

Die Streufunde weckten das Interesse von Archäologen und es wurden durch wissenschaftliche Grabungen mehrere dort aufgefundene Gruben erforscht. So konnte eine enorme Anzahl an Artefakten gesichert und dem Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover übergeben werden.

Obensburg

Ein deutliches Relikt aus der Frühzeit ist die Obensburg. Auf dem gleichnamigen Berg befindet sich ein 0,5 ha großes, rechteckiges Plateau mit einem Ringwall und vorgelagertem Trockengraben. Die nach Süden und Südwesten steil abfallende Bergecke wird an ihrer ebenen Nord- und Ostseite durch einen gebogenen Wall mit dem davorliegenden Graben befestigt. Im Wall sind an mehreren Stellen noch die verstürzten Reste einer 1,35 m starken , mit Kalkmörtel gebundenen Mauer zu erkennen. Vor dem so geschützten Areal von 80 X 70 m Ausdehnung wurde der Abhang im Süden und Südwesten durch Eingraben einer Terasse 8 m unterhalb des Plateaus künstlich steiler gemacht. An der Ostecke der Befestigungsanlage sind Wall und Graben unterbrochen. Beide Wallenden ziehen hier noch innen ein, während die Grabenenden nach außen vorspringen und so ein Zangentor bildeten. Rund 200 m vor dieser Toranlage sperrt ein kurzes Wallstück einen alten, zur Obensburg führenden Weg. An der Westecke der Wallanlage befinden sich außerhalb des Walles 3 Mardellen (Erdvertiefungen).

Auf älteren Karten taucht auch der Name "Ofenburg" (mißverstanden: "Odinsburg") für die Wallanlage auf. Schon 1750 machte sich der Hamelner Historiker Fein Gedanken über die Befestigung. Ganz im Geiste seiner Zeit im Gelände sichtbare Relikte mit Erwähnungen in der Antike zu parallelisieren, meinte er in der Obensburg die Reste des Siegesdenkmals gefunden zu haben, welches Germanicus nach der Schlacht bei Idistaviso errichten ließ. Die Existenz einer mittelalterlichen Burg an dieser Stelle hielt er auch für möglich.

Aufgrund der Bauweise der Mauer und anderer Indizien denkt man heute an ein frühmittelalterliches bzw. beginnend hochmittelalterliches Baudatum. Mutmaßlich handelt es sich bei dieser Anlage um eine frühe Dynastenburg des 9. - 10. Jahrhunderts.

Mittelalterliche Keramik

In der Gemarkung Voremberg wurden auf den umliegenden Feldern diverse Tonscherben gefunden, die zeitlich bis zum frühen Mittelalter einzuordnen sind. Das deutet auf eine Besiedlung mehrere hundert Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung hin.
Die Mülleimer unserer Vorväter waren die Misthaufen bei den Höfen. Ging Geschirr zu Bruch, so wurde es damals auf den Misthaufen geworfen. Dieser Mist wurde auf die Felder zur Düngung gestreut und so gelangten die Scherben dort hin.
Bis heute wird der Ausdruck "Mist" verwendet, wenn etwas kaputt geht oder nicht gelingt.

Mittelalterliche Scherben Voremberg Mittelalterliche Scherben aus der Gemarkung Voremberg