Weser

Die Weser ist nach dem Main der zweitlängste Fluss, der nur durch deutsches Gebiet fließt.

Die Weser beginnt in etwa 166,50 m ü. NN. als Oberweser in Hann. Münden am sogenannten Weserstein. Dort entsteht sie aus dem Zusammenfluss von Werra und Fulda und fließt durch das Weserbergland bis zur Stadt Porta Westfalica.
Direkt nach der "Hochzeit" der beiden Quellflüsse beginnt bei Hann. Münden das recht langgestreckte Oberweser-Durchbruchstal, das sich bis zum Weserknie westlich von Bad Karlshafen hinaufzieht. Dort wird die Weser zumeist als Grenzfluss (Hessen und Niedersachsen) von recht steilen Berghängen aus Buntsandstein eingerahmt, in die sich die Weser bis 300 m tief eingegraben hat. Nach dem Weserknie ist sie meistens Grenzfluss von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wobei bis zur Porta Westfalica weitere enge Talbereiche folgen , die oft von recht steilen waldbedeckten Hängen gesäumt werden.

Von der Porta Westfalica, einem nur kurzen Durchbruchstal bei der gleichnamigen Stadt, fließt die Mittelweser durch die Norddeutsche Tiefebene.

Bei Minden (Fluss-km 204,445) wird sie vom Mittellandkanal gekreuzt, der in einer Trogbrücke über die Weser führt.

Etwas weiter nördlich fließt die Weser ab Stolzenau durch Niedersachsen.
Die Mittelweser wird durch viele Staustufen, Wehre und Schleusen reguliert.

Als Unterweser, die Tidenstrom hat, bezeichnet man den Flussabschnitt ab dem Bremer Weserwehr (Fluss-km 362). In diesem Bereich fließt die Weser abwechselnd durch die Länder Bremen und Niedersachsen.

Nach 433 km mündet die Weser bei Bremerhaven in die Nordsee.
Der Mündungstrichter (ästuar) wird auch als Außenweser bezeichnet.

Ursprünge des Flussnamens finden sich in alten römischen Quellen wieder als Visurgis. Daraus wurde im Lauf der Zeit: Wisura, Wisera, Wisora, Wisara, Wisuraha. Alles vielleicht ein Hinweis auf ihren rechten Quellfluss Werra, was soviel wie Wiesenfluss heißt.

In früherer Zeit waren die Weser und ihre Zuflüsse nicht in einem so festen Bett, wie wir es heute kennen. Vielmehr bestand die ganze hiesige Gegend aus Sumpf und Moorast.

Am Ende der letzten Eiszeit vor ca. 20000 Jahren lag der Talboden im Bereich der Stadt Hameln etwa zwei Meter höher als heute. Wie er genau aussah ist nicht bekannt. Wahrscheinlich bestand er nur aus lauter mit Löß durchsetzten Kies und Sandbänken, den Aufschüttungen der letzten Eiszeit, der bekannten "Unteren Terasse". Dann kam die Zeit, in der sich das Land hob. Die ganze Untere Terasse wurde bis auf einige wenige Reste vom Flusse aus dem Tale gewaschen. Zu den Resten gehörten zwei heute nicht mehr sichtbare Hügel an den Stellen, wo jetzt die Münsterkirche und die Marktkirche stehen.

Danach senkte sich das Land wieder. Der Fluß fing an, das ausgewaschene Tal wieder mit Kiesen und Sanden zu füllen, wobei er immer seinen Weg änderte.

Vor etwa 6000 Jahren, also am Ende der mittleren Steinzeit, hatte der Fluß einen ungefähr ähnlichen etwa zwei Meter tiefer liegenden Lauf wie heute. An der Stelle, wo später Hameln entstand, besaß der Fluß drei Arme. Die beiden westlichen entsprachen in etwa der heutigen Ost- und Westweser. Der östliche führte mitten zwischen den beiden genannten Hügeln durch die Stadt durch, um sich bei der heutigen Fischpforte mit dem mittleren Arm wieder zu vereinigen.

Es kam dann zu einem wiederholten Erdbeben. Im Verlauf der geologischen Bruchlinie, die von Ohsen nach Afferde und weiter führt, senkte sich die östliche Seite der Talaue auf ihrer ganzen Länge. Die Folge war, daß die Weser am Fuße des Bückeberges bei Hagenohsen aus ihrem Bette ausbrach und dem jetzt tiefer liegenden Ostrand des Talbodens folgte und erst bei Fischbeck ihr altes Bett wieder erreichte. Die Emmer und die Humme blieben im alten Bett der Weser, da sie nicht die Kraft hatten, die Ränder zu übersteigen. Vereint folgten beide dem Bett der alten Weser, bis sie bei Fischbeck die neue Weser wieder antrafen.

Die Wasser der neuen Weser stauten in dem Altbett von Fischbeck her bis nach Hameln hinauf zurück. Von oben her füllte die Emmer allmählich das Altbett durch abgesetzte Sinkstoffe.

Die beiden Hügel am Westrande der heutigen Altstadt Hameln, die allein Gras- und Baumbewuchs in der mit Kiesen und Sanden angfüllten Talaue zeigten, lockten zur Besiedelung. Die Spuren einer Pfahlanlage im westlichen Arm des jetzt von der Emmer und der Humme eingenommenen Altbettes der Weser und auf den Hügeln gefundene Geräte aus der jüngeren Steinzeit geben Hinweise darauf. Die Pfahlanlage im Bett der Alten, die ein jungsteinzeitliches Pfahlbaudorf darstellt, hat lange bestanden. Als aber die Weser in der Zeit vor 4000 bis 3500 Jahren dicht oberhalb Wehrbergen einen neuen Weg zur Emmer quer durch die Talaue nahm, war sie bereits nicht mehr im Gebrauch. Der höhere Rückstauspiegel, den der Einbruch der Weser in die Emmer verursachte, setzte sie unter Wasser. In der Folgezeit lebte aber dicht oberhalb des alten in einem höher liegenden Horizont ein neues Pfahlbaudorf auf.

Vor ca. 3100 bis 2600 Jahren verließ die Weser zwei Kilometer unterhalb Hastenbeck ihr altes, inzwischen in Schleifenbildung übergegangenes Bett. Der neue Lauf führte mitten duch die Talaue zum alten Bett bei Wehl. Dicht unterhalb der späteren Stadt Hameln entstand bald eine große Westschleife, die etwa um die Zeitwende zu einem Durchbruch nach Helpensen führte. Die Folge des Durchbruches war ein weiterer Stau im Emmerbett. Ihr fiel das zweite Pfahlbaudorf zum Opfer, falls es zu der Zeit noch bestanden haben sollte. Die Pfahlbaudörfer war zu der Zeit bereits außer Gebrauch gekommen. Nun war die Weser so nahe an die beiden Hügel neben der Altemmer herangerückt, daß diese auf einer Halbinsel lagen, die ebenso leicht wie eine Pfahlburg verteidigt werden konnte.

Um das Jahr 450 verließ die Weser erneut ihr Bett, diesmal oberhalb der Schlängelungen bei Hastenbeck. Ihr neuer Lauf führte, beginnend bei Ohsen, durch den östlichen Graben der heutigen alten Burg Ohsen an der Eisenbahn entlang auf das alte Bett bei der ehemaligen Ziegelei Tönebön. Bei diesem Durchbruche ist wahrscheinlich erst die Insel Ohsen, die die Burg Ohsen trägt, entstanden. In diesem Zustande fanden die Sachsenkriege Karls des Großen die Talaue vor.

Schon einige Zeit vor den Sachsenkriegen hatte als Geschenk des Hochwassers der Anwuchs der heutigen Auelehmablagerung des Talbodens begonnen. Die Ursache dafür ist nicht genau bekannt. Sie fällt aber auffälligerweise mit dem Beginn der allgemeinen Inkulturnahme des Hinterlandes zusammen, die die bisher durch Pflanzenwuchs geschützte Lößdecke der Berghänge des oberen Wesertales entblößte.

Um das Jahr 1000 erfolgte ein neuer Durchbruch der Weser im unmittelbaren Süden der werdenden Stadt hinüber zum Bett der Emmer. Nun floß die Weser auf der Westseite von Althameln vorbei, nicht mehr an der Ostseite. Mit dem Durchbruch hatte die Stadt die Verbindung mit ihrem Hinterlande im Westen verloren und es mußte eine Brücke gebaut werden. Da mit dem Zuschlicken des alten Flußbettes auf der Ostseite der Stadt allmählich der Charakter der Halbinsel aufhörte, gewann die Stadt durch den Durchbruch die bisher fehlende Ausdehnungsmöglichkeit.

Im Jahre 1374 brach die Weser wieder in das Bett der Emmer ein, diesmal bei Tündern und erreichte damit ihr Urbett wieder bis zum unteren Ende des Ohrberges. Von hier aus floß sie in vier Armen, wodurch sich im Laufe der Zeit eine völlige Umformung ergab, die zu einer Gefahr für die Stadt Hameln wurde. Es drohte ein neuer Durchbruch des Flusses auf der Ostseite der Stadt, wenn nicht sogar mitten durch die Stadt hindurch. Im Jahre 1556 führte deshalb die Stadt Hameln am Fuße des Ohrberges eine großzügige Regulierung des Flusses durch. Hierdurch erhielt die Weser ihre heutige Gestalt.